Prozessaudits in der Produktentstehung

Hallo Vivian
auch Dir es guets Nois! Wie wir in der Schweiz sagen
Für jedes Ziel die richtige Methode, genau!
Gruss Florian


qm-online.ch

Hallo Florian!
Prozessmessungen sind wunderbar, wenn der Prozeß sich halbwegs einfach messen läßt und halbwegs schnell verläuft. Wenn ich aber z.B. die Produktentwicklung hernehme, kann es locker ein Jahr dauern, bis ich anhand von Kennzahlen erkenne, daß da etwas schief läuft. Bis dahin sind schon drei Projekte tief im Graben. Und ja, ein Auditor kann manchmal mehr Potential (oder größere Risiken) erkennen, als die Leute vor Ort, die halt das tun, was sie immer schon getan haben und noch ist ja alles gutgegangen......
Mal abgesehen davon, daß oft ein Audit notwendig ist, um zu erkennen, daß es überhaupt keine Prozeßkennzahlen gibt.....
Auch Dir ein schönes neues Jahr
Frank

Hallo Frank,
für Entwicklungsprozesse (-projekte) Kennzahlen festzulegen ist schwierig. Viele Kennzahlen beruhen auf Schätzungen und Annahmen.
Für jede Neuentwicklung muss zuerst abgeschätzt werden, welche Absatzmöglichkeiten der Markt hergibt (Aufgabe Marketing/Vertrieb). Daraus ergibt sich ganz grob, wieviel Produkte kann ich zu welchem Minimalpreis Preis mit möglichst hoher Sicherheit absetzen. Anschließend rechne man über den Daumen Kosten des Produktes.
Lieber etwas pessimistisch schätzen, das liegt Marketing-Mitarbeitern nicht unbedingt.
Anschließend muss das technische Risiko eingeschätzt werden (Aufgabe der Ingenieure). Die Risikoabschätzung ist höchst subjektiv, vor allem wenn zum Entwicklungsgegenstand erst wenige Erfahrungen vorliegen. Ich erlebe dies jeden Tag.
Voraussetzung des ganzen ist eine detaillierte Konzeption des Produktes. Hier sollte schon etwas mehr Mühe investiert werden, um später keine ganz bösen Überraschungen zu erleben. Passiert bei uns leider auch täglich, weil es genau an diesem Punkt bei uns klemmt. Kritische Randbedingungen sollten unbedingt abgeprüft werden, wenn nötig bis zum Lieferanten von Zukaufteilen, z. B. unter definierten Bedingungen realisierbare Messsicherheiten.
Aus einem fundierten Konzept resultiert ein ganz vernünftiger Kosten- und Zeitrahmen. Die Beaufschlagung mit Puffern für mögliche Schwierigkeiten ist Erfahrungsache - hier leiden auch wir immer noch an maßloser Selbstüberschätzung.
Wehrmutstropfen ist, die ganze Vorarbeit bleibt häufig am Entwickler hängen, wenn er den Auftrag dann doch nicht bekommt. Es gelingt uns jedoch bei speziellen und umfangreichen Entwicklungen zunehmend, unsere Kunden für eine Kostenübernahme zu begeistern.
Kommt es zum Entwicklungsauftrag (gleich vom Kunden oder vom Chef), ist ein betriebswirtschaftliches Projektcontrolling unerlässlich. Leider ergeben o. g. Schätzungen auch nur einen geschätzen Break-Even. Auch hier gilt, je besser die Erfahrung desto besser die Schätzung.
Viele Grüße

Vivian

was ist Prozessmessung?