Quantifizierung der FMEA

  • Ulf
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#8794 by Ulf
Quantifizierung der FMEA was created by Ulf
Hallo ans Forum,
z.Zt. entwickele ich im Rahmen ein Risikomanagement für ein mittelständisches Unternehmen der Lebensmittelindustrie. Dabei bewerte ich die Risiken der Produktionsprozesse nach der FMEA-Methode.Zum Schluß soll ein Euro-Wert für das Gesamtrisiko aller Teilbereiche des Unternehmens herauskommen, d.h. auch die Punktwerte nach FMEA müssen in irgendeiner Weise quantifiziert werden. Leider scheint mit dieses Problem unlösbar.
Man nehme folgendes Beispiel und unterstellt dabei die gleiche Auftretens- und Entdeckungswahrscheinlichkeit (5 und 5).
Beispiel 1: Bedeutung ist totaler Funktionsausfall, d.h. Punktwert 8. RPZ (5*5*8)= 120 Man kann den Schaden genau quantifizieren: Schadenswert in Euro 1000,-- Der Wert für "einen Punkt" ist somit 1000/120= 8,33 Euro
Beispiel 2: Bedeutung 8, RPZ (5*5*8)=120, ermittelter Schadenswert 130.000 Euro, es ergibt sich ein Punktwert von 130.000 / 120= 1083,33 Euro.
Die Punktewert scheinen mir nicht vergleichbar!?
Mache ich einen Denkfehler oder ist die Gesamtheit der Risiken unquanzifizierbar???
Über Eure einen hilfreichen Ansatz oder eine Idee wäre ich sehr dankbar.
Mit besten Grüßen
Ulf



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  • Barbara
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#8795 by Barbara
Replied by Barbara on topic Re: Quantifizierung der FMEA
Hallo Ulf,
woher kommen denn die unterschiedlichen Bewertungen der "8"? Einmal hast Du 1000 €, und das andere Mal 130000 €, d. h. im zweiten Fall entsteht ein deutlich höherer Schaden, insofern würde ich auch die Bedeutung höher ansetzen, sonst ist die FMEA inkonsistent.
Ich glaube nicht, dass die RPZs exakt monetär bewertbar sind, weil Du die Einstufung in Klassen hast (Gefahr für Leib und Leben kann 100 € kosten oder auch Millionen) und weil die drei Bereiche bezogen auf die finanziellen Auswirkungen nicht untereinander tauschbar sind (8*6*8 ist monetär etwas anderes als 6*8*8).
Fürs Risikomanagement ist die FMEA deshalb bestens geeignet, für die Quantifizierung nur dann, wenn die drei Bereiche tauschbar sind und wenn hinter jeder Einstufung auch ein (relativ) exaktes finanzielles Risiko steht.
Viele Grüße
Barbara




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  • Wolfgang Horn
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#8798 by Wolfgang Horn
Replied by Wolfgang Horn on topic Re: Quantifizierung der FMEA
Hi, Barbara,
mit Deiner Antwort an Ulf scheinst Du mir einen Haken gefunden zu haben.
Ich habe mich zurück gehalten und halte mich zurück wegen der Schwammigkeit des Begriffes "Risiko".
Risiko für wen oder was?
Du schreibst von der Gefahr für Leib und Leben - und das ist ein anderes Risiko als daß eine Maschine ausfällt.
Solange für den Ulf - oder jeden anderen, der so rechnen will - der Begriff "Risiko" nicht so scharf definiert ist, daß nur ein Wert zu erreiche, nur ein Ziel zu erreichen oder zu verfehlen ist, solange kann keine einzige Zahl die Vielfalt der Risiken gemeinsam abdecken.
(Außerdem - weißt Du was, weiß irgendwer was über die Nebenwirkungen des Risikomanagements?
Es sind mit Sicherheit welche da, wenn das, was bisher viele Manager für jeweils ihren Bereich gemacht haben, nun in der Hand eines Risikomanagers landet.
Da fühlen sich die Manager mir Recht nicht mehr verantwortlich, und das muß Folgen haben.
Ich vermute, selbst ein Dreikäsehoch wird nach einigem Überlegen erkennen, was in Giovannis Pizzaservice passiert, wenn der Koch nicht mehr direkt verantwortlich ist für Gesundheitsrisiken in der Küche, sondern mit dem Putzen wartet, bis der Risikomanager eine entsprechende Anweisung verfaßt und Givanni sie unterschrieben hat.
Zu den größten, unübersehbar großen Risiken scheinen mir die Scheuklappen der Erfinder von Managementtheorien zu gehören.)

Ciao
Wolfgang



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  • Barbara
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#8805 by Barbara
Replied by Barbara on topic Re: Quantifizierung der FMEA
Hallo Wolfgang,
natürlich ist der Begriff "Risiko" nicht allgemeingültig definierbar sondern immer nur im Zusammenhang.
Ein Aspekt des Risikos, der für ein Unternehmen existenziell ist, ist die monetäre Bewertung, weil Unternehmen Geld verdienen wollen und deshalb auch ein wachsames Auge auf die finanziellen Risiken haben müssen.
Und wenn da jemand eine neue Management-Theorie draus gemacht hat - schön. Soll er damit reich und glücklich werden. Wichtiger ist doch, dass ein Unternehmen auf eine solide Basis gestellt wird (inkl. der Kenntnis der Risiken).
Viele Grüße
Barbara




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  • Wolfgang Horn
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#8806 by Wolfgang Horn
Replied by Wolfgang Horn on topic Re: Quantifizierung der FMEA
Hi, Barbara, kurz vor Jahresschluß,
volle Zustimmung, solange Unternehmen kurz- und langfristig im Wettbewerb bestehen wollen, so lange brauchen sie a) überdurchschnittliche Produktivität heute und b) überdurchschnittliche Steigerung der Produktivität, damit diese auch übermorgen hoch sein kann.
Jeder Resultatverantwortliche kann und muß sich überlegen, welche Ziele er in seiner Amtszeit zu erreichen hat - und wie er seinen Bereich so an seinen Nachfolger übergibt, daß der Bereich Zukunft hat.
Aus dieser Überlegung werden ihm die Risiken schon so klar sein, wie sein Unternehmer einen Könner verantwortlich gemacht hat für Resultate.
Über Reichtum und Glück der Erfinder von Managment-Theorien bin ich aber ganz anderer Meinung.
Die Qualität der meisten bisherigen Management-Theorien ist dermaßen schlecht, daß ich den Erfindern ihren Reichtum und ihr Glück genausowenig gönne wie einem Kriminellen.
Schon gar nicht, wenn für diesen Reichtum Mitarbeiter leiden müssen, weil die Theorien unbrauchbar sind, aber die Chefs verunsichern.
Ein großer Anteil der sogenannten "turbulenten globalen Welt" ist das wirbelnde Chaos in den Köpfen der Chefs. Weil ihnen zuviele Management-Theorien auf einmal eingetrichtert wurden.
Zur soliden Basis. Keine solide Basis ohne Solidität in der Theorie dahinter.
In all dem, was ich bisher über Risikomanagement in Referaten gehört und ansonsten gelesen habe, scheint mir folgender Dissens vernachlässigt worden zu sein:
These: Jeder Verantwortliche kann nur die Risiken seines Verantwortungsbereiches effizient steuern Niemand kann die Risiken im Verantwortungsbereich eines anderen effizient steuern.
Antithese: Sinnvoll ist die Einrichtung eines Risiko-Managers, der für die Beherrschung aller Risiken im Unternehmen verantwortlich ist.
Meine Meinung und Begründung:
Der Begriff "Risikomanager" ist falsch. Allenfalls Risikoberater. Denn "managen" bedeutet Verantwortung, und Verantwortung bei der Beherrschung von Risiken bedeutet, daß er anderen Führungskräften quasi ins Steuer greifen muß. Ohne jedoch qualifiziert greifen zu können, weil er sich verzetteln muß über alle Verantwortlichen.
Aber allein die Einrichtung des Risikomanagers verunsichert die Führungskräfte - und entwertet ihr letztes Wort. Weil das auf Geheiß des Risikomanagers ja wieder umgestürzt werden könnte. So unverbindlich das letzte Wort, so sehr verlieren diese Führungskräfte an Führungsfähigkeit wie ein Michael Schumacher, wenn sich dessen Lenksäule in Gummi verwandelt.
Das meine ich mit "Nebenwirkung" einer Managementmethode. Der Erfinder hat in seiner geistigen Beschränktheit nur einen Aspekt des Ganzen gesehen - und weil er den Rest übersehen hat, ist seine Managementtheorie so fragwürdig wie das Rezept eines Quacksalbers.
Unter Soliditiät verstehe ich etwas anderes, und da ist das Qualitätsmanagement ein gutes Stück solider. Zumindest in den Bereichen, wo man messen, prüfen kann und wo die Voraussagen auch eintreffen.
Ciao
Wolfgang Horn



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  • Wolfgang Horn
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#8873 by Wolfgang Horn
Replied by Wolfgang Horn on topic Re: Quantifizierung der FMEA
Hi, Barbara,
: ich finde es dennoch vollkommen in Ordnung, wenn Erfinder von Management-Theorien ganz viel Geld verdienen.
Das ist Deine Wertung.
Aber wäre Deine Wertung allgmeingültige Richtlinie - selbst IKEA mußte lernen, daß die Aufbauanleitungen für ihre Regale nützlich sein müssen, sonst gibt's Reklamationen.
Und die extreme Position - wenn eine Wissenschaft wie die BWL keine Unterscheidung kennen sollte zwischen "guten" und "schlechten" Management-Theorien, dann wären deren Abschluß weniger wert als der eines ungelernten Hilfsarbeiters.
"...dass die Chefs sich verunsichern lassen."
Korrekt.
"Niemand zwingt sie dazu, neuen Seifenblasen hinterher zu rennen!"
Nun, der Tip des Bankers mit Verweis auf BaselII ist schon ziemlich zwingend.
Abgesehen davon: Chefs müssen Pläne und Konzepte vorlegen und gegen Einwände verteidigen. Untauglich ist dazu eine Theorie, wenn auch die Zweifler sie verstanden und sich Gegenargumente zurecht gelegt haben. Im Vorteil ist, wer sich die neueste, noch allgemein unverstandene Theorie auf seine Fahne schreibt.
"Mit derselben Argumentation müsstest Du dann alle QMler als Qualitätsberater definieren."
Tue ich auch, weil das resultatorientierte Unternehmen nur Resultatverantwortung kennt - und davon abgeleitet Verantwortung für Personal und daß die Kunden die Ware mit den zugesagten Eigenschaften erhalten.
Der QMler kann den Verantwortlichen besser als jeder andere beraten, wie er die Qualität mit geringstem Aufwand sicherstellen kann. Aber der QM'ler hat nicht nicht die Befugnisse, die notwendig wären, damit er auch die Verantwortung für die Qualität tragen könnte.
"...Dafür werden sie in ihrer Arbeit auch entlastet, weil sie sich nicht mehr im Detail um die Risiken kümmern müssen."
Wohl richtig. Nur bewerte ich Be- und Entlastungen anders: Angesichts der Neben- und Folgewirkungen halte ich die Belastungen für größer. Und die GF hat meiner Meinung nach Wichtigeres zu tun, als sich selbst um Risiken zu kümmern, um die sich Manager kümmern könnten.
Belegen oder Widerlegen ließe sich das nur im konkreten Einzelfall.
"Wenn eine Firma eine gewisse Größe erreicht hat,..."
Natürlich muß bei irgendeiner Größe die Arbeit geteilt werden.
Die Frage ist, welche Form der Arbeitsteilung mehr Produktivität ermöglicht. Das kann die Form nach der allerneuesten Managementmode sein, aber so unzuverlässig die Moden, so wenig wird sie das sein.
Ein Risikoberater mag entlastend wirken, muß man am konkreten Fall untersuchen.
Aber die Verantwortung für die Vermeidung von Risiken kann nur tragen, wer auch die notwendigen Befugnisse hat - und das habe ich noch nicht erlebt.
Ciao
Wolfgang Horn



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