Danke für Postings, aber Verwunderung nimmt zu

  • Harald
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#6393 by Harald
Ich möchte mich zunächst herzlich für die Postings bedanken, die unter der Überschrift "Verwunderung" auf meine Fragen erfolgt sind.
Ich muß aber auch gestehen, daß meine Verwunderung und vielleicht auch etwas Ratlosigkeit)eher zugenommen hat.
Ich habe gelernt, daß es eine Reihe von Gründen gibt, warum Unternehmungen aus der Zertifizierung aussteigen. Ich habe weiter gelernt, daß doch nicht alles Sonnenschein ist, wo QM draufsteht und ein Zertifikat dranklebt. Ich habe gelernt, daß es eine verwirrende Zahl verschiedener Normen gibt, die in irgendeiner Weise zur Anwendung kommen können.
Ich weiß vom VCI, VDI und anderen Verbänden, daß diese mit wahrer Regelmäßigkeit in Berlin gegen irgendwelche Gesetzes-,Verordnungs-, Regelungswut protestieren. Ich frage mich danach, ob man glaubwürdig bleiben kann, wenn man einerseits gegen die Papierflut aus Berlin protestiert, aber andererseits selbst einen Papierkrieg großen Stils führt.
Ich frage mich, wie man (international) konkurrenzfähig bleiben kann, wenn man gegen Firmen konkurrieren muß, die diese (doch recht hohen) Verwaltungsaufwendungen nicht haben, oder getürkte Zertifikate haben (wie will ein Einkäufer das entscheiden? Der wird nach dem Preis einkaufen).
Wenn uns auch als Verbraucher und Kunden die QM-Zertifikate nicht helfen (und ich könnte hier sehr lange und ausführlich von einer Autofirma berichten, deren Kunde ich bin (aber nicht mehr lang!!!)die mit dem ISO-Zertifikat klingelt, aber massive und böse Normabweichungen hat)- warum machen wir das dann?
Michelin hat mal gesagt, Normen sind gut - Michelin Verfahren sind besser. Die Produkte dieser Firma sind anerkannt hervorragend.
Zahlt der Kunde denn wirklich die Zertifikate? Oder zahlt er die Qualität des Produktes? Für mich persönlich ist die Frage klar: ich kaufe nach Qualität und nicht nach irgendeiner Norm.
Wenn ich das aber so mache, wieviel Prozent der Kunden machen das denn auch so?
Ich persönlich finde die 9001:2000 klasse. Nicht deshalb, weil die Kunden wollen, sondern einfach deshalb, weil sie uns hilft, daß wir unseren Laden gut im Griff haben. Und weil wir den gut im Griff haben, machen wir auch eine gute Qualität. Und genau das bezahlen die Kunden.
Entschuldigung, es ist ein bißchen lange geworden.





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  • Martin S
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#6394 by Martin S
Hallo Harald,
Deine Aussage
"Ich persönlich finde die 9001:2000 klasse. Nicht deshalb, weil die Kunden wollen, sondern einfach deshalb, weil sie uns hilft, daß wir unseren Laden gut im Griff haben. Und weil wir den gut im Griff haben, machen wir auch eine gute Qualität. Und genau das bezahlen die Kunden."
trifft den Nagel auf den Kopf.
Wenn ich am Markt bleiben möchte, dann muss ich meinen Laden im Griff haben. Ob mit oder ohne Zertifikat, ist doch Wurst. Wer achtet beim Einkauf schon auf ein QM-Zertifikat ? Ich nicht. Ich kaufe ein, wo es mir passt. Und wenn ich dabei auf die Nase flieg, kauf ich halt woanders.
QM ist und bleibt Chefsache.
Wenn ich die Firmen sehe, bei denen direkt neben dem Eingang der Parkplatz "Reseviert für Geschäftsleitung" steht, weis ich sofort, das hier QM fehl am Platze ist. Der Chef interessiert sich nicht für den Betrieb, der will möglichst bequem ohne Umwege vom Auto auf seinen Ledersessel gelangen.
Gruß, Martin S



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  • Vivian
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#6395 by Vivian
Replied by Vivian on topic Beifall!!!
Hallo Harald,

: Ich persönlich finde die 9001:2000 klasse. Nicht deshalb, weil die Kunden wollen, sondern einfach deshalb, weil sie uns hilft, daß wir unseren Laden gut im Griff haben. Und weil wir den gut im Griff haben, machen wir auch eine gute Qualität. Und genau das bezahlen die Kunden.

Genau das ist doch die ursprüngliche und einzig wahre Philosophie (meinetwegen auch Religion) des QM.
Als Atheistin fällt mir als Metapher die Religion ein:
Es gibt Christen, welche die christlichen Wert im Stillen leben - d. h. es ist ganz normal, ein Unternehmen gut zu führen.
Es gibt Christen, die den lieben Gott als Stellvertreterperson für ihre Probleme missbrauchen oder hinter welcher sie sich verstecken können - armer QMB.
Es gibt Christen, die ihre Macht missbrauchten und immer noch missbrauchen, um die Länder Südamerikas abzuzocken - Ablasshandel = Zertifikat - du zahlst und dir wird vergeben.
Es gibt Christen, die Glauben als Druckmittel nutzen: "du kommst in die Hölle, wenn du nicht spurst" - wenn ihr kein Zertifikat habt, gibt's keinen Auftrag mehr. Das sind eigentlich diejenigen, die den Waldbrand am Brennen halten.
Das System funktioniert so lange, wie es keine breite Masse grundsätzlich infrage stellt und sich dagegen wehrt - ich habe gerade den Film Luther gesehen.
Meiner Ansicht nach kann nur der Kunde und der Markt tatsächlich Einfluss auf die degenerierte Zertifizierungspraxis ausüben. Er kauft halt nur noch Produkte von guter Qualität und der Markt fegt in wirtschaftlichen Rezessionsphasen schlecht geführte und organisierte Unternehmen vom Markt.
Mein Ziel ist es, leider darf ich nicht, ein vernünftiges QMS aufzubauen, dieses nicht zertifizieren zu lassen und unsere Kunden zu uns einzuladen.
Harald, pass' auf, dass du den richtigen Arbeitgeber und Chef für deine Zukunft auswählst. In vielen Unternehmen werden Idealisten, Enthusiasten erst einmal gründlich in den Staub getreten, weil sie mit ihren Ideen und ihrer Kreativität eine potentielle Gefahr für den unmittelbaren Vorgesetzten darstellen.

Weiterhin maximale Erfolge

Vivian



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  • Ralf Schmidt
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#6396 by Ralf Schmidt
Replied by Ralf Schmidt on topic Versuch einer Antwort ;-)
> Die 10 Gebote (über deren Sinn wohl kaum zu streiten ist) und die Weltkirchen mit ihren Auswüchsen und Metastasen.
Ich halte mich - als ebenfalls Atheist - an die 10 Gebote und lehne den Rest ab. Damit fahre ich, denke ich, für mich und meine Umwelt gut.
Alles was darüberhinaus hinzu gesponnen wird dient nur der Verwirrung, der Verwässerung und der Möglichkeit Schlupflöcher zu finden und zu nutzen. Man könnte hier ggfs. auch Steuergesetze als Vergleich heranziehen....
: Ich frage mich, wie man (international) konkurrenzfähig bleiben kann, wenn man gegen Firmen konkurrieren muß, die diese (doch recht hohen) Verwaltungsaufwendungen nicht haben, oder getürkte Zertifikate haben (wie will ein Einkäufer das entscheiden? Der wird nach dem Preis einkaufen).
Naja, ich war mal technischer Einkäufer bei einem Siemens-Zweig (Medizintechnik). Das Zertifikat war ein Punkt unter vielen auf dem Fragebogen. Entscheidend war das Produkt, die Firma (ext. Audits) und die Statistik der Prüfer vom Wareneingang. Wir hatten viele QSVs mit nicht-zertifizierten Firmen.
Ich kenne wenige Verbraucher die auf ein ISO-Zertifikat achten. Wenn einer etwas davon weiss ist das Wissen meist falsch. Und: Die Produktqualität hat mit einem Zertifikat sehr wenig zu tun.
: Michelin hat mal gesagt, Normen sind gut - Michelin Verfahren sind besser. Die Produkte dieser Firma sind anerkannt hervorragend.
Naja, bei Konzernen dieser Grösse kann man schon von Normen sprechen, wenn auch interne. Wir hatten auch unsere über die Standard-Anforderungen hinausgehenden Normen und Vorgaben.
: Zahlt der Kunde denn wirklich die Zertifikate?
Na, wer denn sonst?
: Ich persönlich finde die 9001:2000 klasse. Nicht deshalb, weil die Kunden wollen, sondern einfach deshalb, weil sie uns hilft, daß wir unseren Laden gut im Griff haben. Und weil wir den gut im Griff haben, machen wir auch eine gute Qualität. Und genau das bezahlen die Kunden.
Ja.
: Entschuldigung, es ist ein bißchen lange geworden.
Durch mein Zutin leider auch nicht kürzer ;-)
Trotzdem ein frohes Wochenende.
Bis dann,
Ralf Schmidt



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  • Frank Hergt
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#6407 by Frank Hergt
Replied by Frank Hergt on topic Was ist so verwunderlich?
Hallo Harald!
: Ich persönlich finde die 9001:2000 klasse. Nicht deshalb, weil die Kunden wollen, sondern einfach deshalb, weil sie uns hilft, daß wir unseren Laden gut im Griff haben. Und weil wir den gut im Griff haben, machen wir auch eine gute Qualität. Und genau das bezahlen die Kunden.
Wir kommen in diesem Forum (und anderswo) immer wieder an den gleichen Punkt: ISO 9000, Six-Sigma, TQM und was nicht alles sind Werkzeuge, die mir dabei helfen können, eine Firma gut zu führen und gute Qualität zu liefern. Nicht anders ist es mit den Zertifikaten und den zugehörigen Audits. Ein gutes Audit kann wertvolle Tips zur Unternehmensverbesserung liefern.
Sobald ich irgendetwas davon nicht als Mittel zum Ziel "Besseres Unternehmen, bessere Produkte" verwende, sondern als Selbstzweck, habe ich im besten Fall Geld für Reklame ausgegeben und im schlimmsten mein Unternehmen ruiniert.
Also, wieso die Verwunderung? Du bist auf dem richtigen Weg!
Schöne Grüße
Frank



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