QM in sozialen Einrichtung Sinn oder Unsinn?

  • tobias bauer
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#2863 by tobias bauer
QM in sozialen Einrichtung Sinn oder Unsinn? was created by tobias bauer
Sehr geehrte Damen und Herren,
haben Sie Informationen oder Artikel welche Vorteile entstehen und auf welche Nachteil zu achten ist bei einer Einführung eines QM-System in einer sozialen Einrichtung.
Vielen Dank
tobias bauer



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  • Frank Hergt
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#2865 by Frank Hergt
Replied by Frank Hergt on topic Re: QM in sozialen Einrichtung Sinn oder Unsinn?
Sinn natürlich!
Auch eine soziale Einrichtung hat letztendlich ein "Produkt" und "Kunden". Das Produkt muß zur Zufriedenheit der Kunden ausfallen, es sollte in gleichbleibender Qualität zur Verfügung gestellt werden usw. Desweiteren dient ein QM-System schlicht und einfach der zuverlässigen und korrekten Verbreitung von Informationen in Unternehmen, die so groß sind, das ein Arbeiten "auf Zuruf" eher auf "Stille Post" hinausliefe. Wo man diese Grenze ansetzt, ist diskutierbar, mein Bauchgefühl sagt bei ca. 20 Mitarbeitern.
Auch in einer sozialen Einrichtung gibt es Abläufe, die immer wiederkehren und die einfacher erlernbar sind, wenn sie dokumentiert sind und man das Wichtigste nachlesen kann. Mit Sicherheit habt ihr z.B. auch so etwas wie Personaleinsatzpläne usw. Auch die Frage, ob die Kunden wirklich mit den Leistungen zufrieden sind, lohnt sich sicher zu stellen.
Wirklich wichtig bei der Einführung eines QM-Systems ist: Nie ein Konzept von extern überstülpen lassen!!! Die ohnehin gelebten Abläufe und Verfahren dokumentieren. Dabei nochmal kritisch überprüfen, ob sich nicht doch Ballast über Bord werfen läßt, oder ob Dinge frei fliegend laufen, die besser geregelt wären.
Nie vergessen: Das QM-System ist nicht dazu da, ein Audit zu bestehen, sondern für Euch, damit ihr die Arbeit einfacher und besser machen könnt.
Viel Spaß und gute Ideen wünsche ich Euch!
Frank



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  • Patrick Scholder
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#2868 by Patrick Scholder
Replied by Patrick Scholder on topic Re: QM in sozialen Einrichtung Sinn oder Unsinn?
...dem kann ich mich voll anschließen.
In den letzten Jahren wird QM in sozialen Arbeitsfelder ein immer wichtigeres Thema, wenngleich es auch recht kontrovers diskutiert wird.
Die Frage nach Sinn oder Unsinn stellt sich nicht mehr bezüglich des "OB", sondern vielmehr bezüglich des "WIE".
In Sozialen Handlungsfeldern stellt sich das Hauptproblem, dass es keine schlüssigen Marktbeziehungen gibt. Es ist vielfach unklar, wer denn eigentlich der Kunde ist. Die eigentlichen Nutzer der Dienstleistung sind ja selten auch die Geldgeber. Hinzu kommen fachliche Anforderungen, Anforderungen der Gesellschaft, Trägerkonzeptionen usw.
Insofern stellt sich grundsätzlich die Frage, wer denn Qualität Sozialer Arbeit definieren kann/ darf.
Dies bedarf in der Regel eines ausgiebigen Diskussions- und Zielfindungsprozesses unter Beteiligung sämtlicher Anspruchsgruppen.
Aufgrund immenser Veränderungen in Sozialpolitik und Sozialwirtschaft kommt man heutzutage aber nicht mehr umhin, sich Gedanken darüber zu machen, was qualitativ gute Arbeit bedeutet, und wie man diese nach aussen hin belegen kann.
Wer das nicht macht, bekommt es früher oder später von aussen aufgedrückt. Und dann kann man nicht erwarten, dass die Mitarbeiter damit zufrieden sind.
Es kommt also darauf an, die Qualitätsdiskussion selbst aufzugreifen und soweit möglich aktiv mitzugestalten. Noch besteht die Möglichkeit, dadurch auf die Sozialpolitik Einfluss zu nehmen.
Natürlich beinhaltet QM in sozialen Einrichtungen immer auch Gefahren, wie etwa vermehrte Kontrolle oder Bürokratie.
Meines Erachtens überwiegt jedoch die Chance, durch QM seine Leistungen zu verbessern und zuverlässig zu erbringen. Dazu muss man sich eben auf einheitliche, fachlich fundierte Arbeitsweisen einigen und diese verbindlich einführen. Es kann nicht sein - wie es vielfach noch Gang und Gäbe ist - dass jeder Mitarbeiter so arbeitet, wie es ihm gerade gefällt, nur weil er davon überzeugt ist, gute Taten zu vollbringen.
Qualität ist das Gegenteil vom Zufall!
Es gibt dazu bereits eine schier unüberschaubare Masse an Literatur.
Wenn Sie Fragen dazu haben, dürfen Sie mich gerne telefonisch kontaktieren:
Patrick Scholder
02161/ 307497
Mit vielen Grüßen
Patrick Scholder



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  • Wolfgang Horn
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#2879 by Wolfgang Horn
Danke, Herr Scholder,
daß Sie wohl das Kernproblem für QM in sozialen Einrichtungen genannt haben.
Das Kernproblem sehe ich in Krankenhäusern sehr deutlich, und auch in Schulen und in Universitäten.
Ich nenne es nicht so höflich-zurückhaltend wie Sie, sondern:
Wo der eigentliche Kunde (Schüler, Kranker, Bewohner eines Altenheims) entmündigt wird ("Wie soll man denn mit dem Schülermaterial noch den Lehrplan erfüllen?", "Kranke braucht man doch mit der Arztrechnung nicht verwirren, die Kosten machen Ärzte und Krankenkasse unter sich aus", "Na, Opa, geht's uns wieder gut?"), wird Qualitätsmanagement nicht zum Vorteil des Kunden angewandt werden, sondern als Hebel zum Senken der Kosten. Auf Kosten der sozial engagierten und der eigentlichen Kunden.
Das nenne ich Mißbrauch des Qualitätsgedankens, oder meinetwegen auch Pervertierung.
Meine Erfahrung aus "QM im Krankenhaus": Diejenigen, die sich dort engagieren (Ärzte, Schwestern, Pfleger, Unterstützungspersonal) orientieren sich in einem sehr hohen Maße direkt an ihren Kunden - sie sind Schwester geworden, um etwas für ihre Patienten zu tun, und ihr vielleicht höchster Lohn ist das dankbare Strahlen ihres Patienten.
Qualitätsprobleme im Krankenhaus scheinen mir eher die Folge zu sein von Führungsfehlern (die seltener die Schuld des Führenden sind, sondern meist von oben erzwungen), und Verunsicherung der Führungskräfte.
Diesen Engagierten ein QM-System aufzupfropfen, das in der Industrie für die kostengünstige Fertigung von Massengut entwickelt wurde, ist höchst fraglich. Es wäre eine Schande, wenn die Schwester weniger Zeit für ihre Patienten hätte, weil sie ihre Nase in Berichte stecken muß.
Herr Scholder, blind und mit sicher fehlerhaft handelt daher, wer unter "Einführung von QM in eine soziale Einrichtung" die Übertragung in der Industrie bewährter Techniken, Methoden und Software in den sozialen Bereich versteht.
(Würde mich mal interessieren, wie sich die Qualität der Abnahme einer Beichte messen läßt...:-))
Weil Patienten eben keine willenlosen Zylinderköpfe sind, sondern ihre eigenen Wünsche haben.
Und deshalb muß die Einführung von QM in sozialen Einrichtungen auch die instutionalisierten Ursachen für Qualitätsmängel beseitigen - und das scheint mir heißen: Klare "Lieferanten"-"Kunden-Beziehungen herzustellen.
Das heißt: Beendigung der Entmündigung der eigentlichen Kunden. "Schülermaterial" ist zwar noch etwas besser als die altpreußische Kadettenzüchtigungsanstalt, aber der Stop der Prügelei beseitigt nur eine Form der Unmenschlichkeit. Schüler dürfen nicht das Material zum Erfüllen von Lehrplänen sein, sondern die Lehrpläne ein Mittel, damit die Schüler ihre Erfolg in ihrem Leben leichter erreichen.
Ich würde mich freuen über ein Altenheim, wo der Geschäftsführer einer gewählten Gruppe der Bewohner berichtet - und diese das letzte Wort haben.
Ciao
Wolfgang Horn



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  • R.Faust
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#3350 by R.Faust
Replied by R.Faust on topic QM in sozialen Einrichtung Sinn oder Unsinn?
Wie es wirkt wenn man ein Managementsystem in einer solchne Einrichtung einführt weiss ich auch nicht,aber schaut mal auf die Homepage von Ralf Führer, der kennt sich aus mit so was!
www.ubfuehrer.de




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