Die Nöte des Herrn Karl

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#2021 by Wolfgang Horn
Die Nöte des Herrn Karl was created by Wolfgang Horn
Hallo,
bei einem Treffen der DGQ stellte sich folgende Problemstellung als besonders schwerwiegend heraus:
Herr Karl, der Qualitätsmanager, erkennt: Die Inkonsequenz seines Herrn König, seines Geschäftsführers, macht seine Qualitätsbemühungen zur Sysiphos-Arbeit.
(Namen indizieren Rangordnung oder Aufgabe, "Herr Karl" ist in meinen Workshops eine fiktive Figur, die beraten wird.)
Das Problem dürfte keine Seltenheit sein, sondern eher Normalität. In meiner Literatur fand ich aber weder die Problemstellung angesprochen noch Lösungsansätze, wie Herr Karl a) seinen Herrn König zur Konsequenz bewegt und b) im Amt bleibt und in der Achtung steigt.
Konkreter:
1. Herr König beauftragt Herrn Karl, ein QM-System einzuführen, und begründet das gegenüber der Belegschaft, wegen Forderungen der Großkunden sei das notwendig zur Sicherung von Firma und Arbeitsplätzen.
2. Herr Karl stellt ein QM-Team zusammen.
3. Alle machen mit, mehr oder weniger begeistert. Prozesse werden geschrieben, unter anderem, jeder muß Protokoll führen und die Umgebungstemperatur dürfe nicht über 35 Grad steigen.
4. Der Auditor drückt seinen Stempel unter das Zertifikat.
5. Herr König hatte zwar die Prozesse unterschrieben und die faktische Notwendigkeit der Beschaffung einer Klimaanlage eingesehen, zögert aber die Bestellung hinaus und kürzt auch sonst das Budget für Qualität.
6. In der Belegschaft "vergißt" einer nach dem anderen, Protokoll zu schreiben.
7. Das QM-Team zerfällt in Lethargie.
8. Herr Karl erlebt ein Donnerwetter seines Herrn König nach dem anderen, warum er nicht fähig sei, die Qualität sicherzustellen - und weiß genau, wie Herr König als schlechtes Vorbild selbst die Ursache für seinen Zorn ist.
Aber was kann Herr Karl tun? Seinem Geschäftsführer kann man ja schlecht Inkonsequenz vorwerfen.
Wo finde ich Rat für Herrn Karl? Welche Möglichkeiten sind bekannt, üblich, untersucht?
Ciao
Wolfgang Horn




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  • Ralf Schmidt
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#2022 by Ralf Schmidt
Replied by Ralf Schmidt on topic Da kann ich nur voll ...
...und ganz zustimmen!
Ganz? Nein, nicht ganz.
: Das Problem dürfte keine Seltenheit sein, sondern eher Normalität. In meiner Literatur fand ich aber weder die Problemstellung angesprochen noch Lösungsansätze, wie Herr Karl a) seinen Herrn König zur Konsequenz bewegt und b) im Amt bleibt und in der Achtung steigt.
Stimmt.
1..8 - So läuft es wohl sehr häufig. QM um QM willen.
: Aber was kann Herr Karl tun? Seinem Geschäftsführer kann man ja schlecht Inkonsequenz vorwerfen.
Hier muß ich widersprechen: Hr. Karl ist als QMB Mitglied des Führungskreises. Wenn er hier Hr. König nicht die Stirn bieten und diesen auf sein Fehlverhalten hinweisen kann ist er fehl am Platz. Eine Grundvoraussetzung für einen Q-Leiter ist Durchstehvermögen und Rückrat. Weist er Hr. König aber auf seine Probleme hin und es passiert trotzdem nichts hat er natürlich wenig Chance etwas zu bewegen. Den Schritt ist er aber wohl offensichtlich noch nicht gegangen. Ohne den Rückhalt der Leitung wird er aber nie in der Lage sein ein QM-System auf Dauer aufrecht zu erhalten. Deshalb geht kein Weg an einer Konfrontation vorbei - außer Kündigung.
: Wo finde ich Rat für Herrn Karl? Welche Möglichkeiten sind bekannt, üblich, untersucht?
Infos zusammentragen. Die Probleme als Lösungen zusammenfassen (Wenn wir das und das tun werden wir das und das erreichen), nicht als Problem. Das Gespräch sollte er sehr genau vorbereiten und aktiv führen!
Ein paar Schnellkurse in aktiver Rhetorik und Konfliktlösung könnten vorab nicht schaden.
Bis dann,
Ralf Schmidt



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  • Wolfgang Horn
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#2023 by Wolfgang Horn
Replied by Wolfgang Horn on topic Re: Da kann ich nur voll ...
Danke, Herr Schmidt,
: Aber was kann Herr Karl tun? Seinem Geschäftsführer kann man ja schlecht Inkonsequenz vorwerfen.
: Hier muß ich widersprechen: Hr. Karl ist als QMB Mitglied des Führungskreises. Wenn er hier Hr. König nicht die Stirn bieten und diesen auf sein Fehlverhalten hinweisen kann ist er fehl am Platz.
...Weist er Hr. König aber auf seine Probleme hin und es passiert trotzdem nichts hat er natürlich wenig Chance etwas zu bewegen. Deshalb geht kein Weg an einer Konfrontation vorbei - außer Kündigung.
Das ist immer die letzte Möglichkeit. Auf die Aufforderung, meinen Kunden zu betrügen, folgte die "einvernehmliche Trennung". Ich konnte mir das aber auch leisten.
Ich habe mitgelitten mit einem Sicherheits- und Umweltschutzbeauftragten, 55 Jahre alt, wozu der alles genötigt wurde "sie wissen doch, die Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel..", bis er doch noch einen Unternehmer fand, zu dem er wechseln konnte, und husch, war er weg und feierte erst mal.
Deshalb suche ich nach Lösungen, wie Herr Karl Miteinander zwischen Herrn König und ihm wieder herstellen kann, bevor er mit dieser letzten Alternative drohen muß.
: Infos zusammentragen. Die Probleme als Lösungen zusammenfassen (Wenn wir das und das tun werden wir das und das erreichen), nicht als Problem. Das Gespräch sollte er sehr genau vorbereiten und aktiv führen!
Auf jeden Fall.
: Ein paar Schnellkurse in aktiver Rhetorik und Konfliktlösung könnten vorab nicht schaden.
Ja....aber. Rhetorik und Konfliktlösung funktionieren, wie auch der "gesunde Menschenverstand", wüßte Herr König nur genau, was er wollte. Seine Inkonsequenz beweist aber einen inneren Konflikt. Und wer den anspricht, begibt sich in dieselbe Gefahr wie derjenige, der im Wirtshausstreit oder Ehestreit zu schlichten versucht - plötzlich hat er alle gegen sich.
Und ein Psychologiestudium anhängen?
Im Projektmanagement sind ähnliche Situation auch nicht unbekannt, und ich habe dort ein, zwei Lösungen für mich. Vielleicht könnte es sich lohnen, die zu übertragen.
Danke, Ciao
Wolfgang Horn




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  • Jvrg
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#2024 by Jvrg
Replied by Jvrg on topic Da kann ich nur voll ...
Hallo Zusammen,
eine sehr interessante Diskussion. Ich beschdftige mich immer wieder mit diesem Thema.
Folgenden Ansatz habe ich gewdhlt:
Der geschdftst|chtigen Geschdftsf|hrer wird in einer kurzen Prdsentation (1-1,5 Std) auf seine Unternehmerpflichten inkl. Konsequenzen, wie z.B. Strafen, hingewiesen. Gleichzeitig werden die entsprechenden Lvsungsmvglichkeiten dargestellt, so dass u.a. eine persvnliche Betroffenheit entsteht. Und wie wir alle wissen: Sobald es um liebe Geld geht und vor allem um Strafen, werden selbst die m|desten Geschdftsf|hrer wach.
Vielleicht ist dies ja ein ganz brauchbarer Ansatz zur Erziehung! Weitere Infos unter dem angegebenen Link!
Gruss Jvrg


Rechtssichere Betriebsorganisation

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  • Ralf Schmidt
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#2025 by Ralf Schmidt
Replied by Ralf Schmidt on topic Aufzeigen von Konsequenzen ist...
...sehr sinnvoll in der "umsetzenden" Ebene, bei uns die Projektleiter. Hier habe ich schon viele Diskussionen gewonnen, insbesondere zum Thema Doku (schönes Thema...;-)). Man kann klar darlegen was passiert wenn man im Rechtsstreit (Produkthaftung) nicht nachweisen kann sauber gearbeitet zu haben - selbst wenn man es hat aber zu faul zum dokumentieren war.
Schwierig ist es in der oberen Ebene, insbesondere in großen Läden. Die Aufgaben des Vorstandes sind nicht so leicht 1:1 in Strafen umsetzbar, auf zwingende rechtliche oder marktgetriebene Anforderungen (z.B. ISO 9000) wird dann halt irgendeine Abteilung (Rechtsabteilung, Q-Abteilung, ...) aus dem Boden gestampft.
Und hier wird's dann eng bei der Diskussion: Wieso haben wir hier ein Problem? Wofür bezahle ich denn das ganze Q-Team? Wissen Sie eigentlich was Sie uns monatlich kosten, das muß ja hereingewirtschaftet werden (etc., etc., etc). Und jetzt kommt eben jene Abteilung und sagt mir ich würde nichts für die Qualität tuen - wo ich doch einen ganzen Stab durchfüttere (der Rest mit hochrotem Kopf, sehr laut).
Die meisten "Führungspersonen" sehen sich nicht als Vorbild oder Leiter im Sinne von Dienstleister für den MA sondern als die großen Macher, Organisatoren, etc.
Einer unserer "Führungskräfte" hat mal zum Thema Vorgesetztenbeurteilung sinngemäß gesagt: Überall dort wo die Vorgesetzten gut bewertet werden muß was passieren! Die scheinen wohl ihre Mitarbeiter zu sanft anzupacken.
Solche Führungskräfte können Sie schlagen, betteln, fluchen, drohen oder was Ihnen auch immer einfällt - es führt zu nichts.
Aber zum Glück gibt es ja auch viele Einsichtige oder sogar aktive Führungskräfte, die einer Q-Abteilung den Rücken stärken.
Bis dann,
Ralf Schmidt



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