English: Identification, Español: Identificación, Português: Identificação, Français: Identification, Italiano: Identificazione

Identifizierung bezeichnet im industriellen Kontext den Prozess, bei dem einem physischen oder digitalen Objekt (wie einem Produkt, einem Bauteil, einer Ressource, einem Mitarbeiter oder einem Prozessschritt) eine eindeutige Kennung zugewiesen und diese Kennung dann genutzt wird, um das Objekt in seinem gesamten Lebenszyklus automatisch zu erkennen, zu verfolgen und zu verwalten. Sie ist die Grundlage für Transparenz, Rückverfolgbarkeit und Automatisierung.


Allgemeine Beschreibung

Die Identifizierung ist ein fundamentaler Baustein der digitalen Transformation und der Industrie 4.0. Sie beantwortet die Frage: "Wer oder was bist du?" in einem komplexen industriellen Ökosystem.

Der Prozess besteht typischerweise aus drei Komponenten:

  1. Die Kennung: Eine eindeutige alphanumerische Zeichenkette (z.B. eine Seriennummer, ein GTIN-Code, eine IP-Adresse).

  2. Der Informationsträger: Das physische oder digitale Medium, auf dem die Kennung gespeichert ist (z.B. Barcode, RFID-Chip, QR-Code, NFC-Tag).

  3. Das Lesegerät: Das Gerät, das die Kennung automatisch erfasst und an ein digitales System (z.B. ERP, MES) übermittelt (z.B. Scanner, RFID-Leser, Kameras).

Ziel ist es, die physische Welt (Teile, Paletten, Maschinen) mit der digitalen Welt (Datenbanken, Produktionspläne) zu verknüpfen.


Anwendungsbereiche

Identifizierung wird überall dort eingesetzt, wo eine lückenlose Rückverfolgbarkeit oder eine automatisierte Steuerung notwendig ist.

Branche Anwendungsfall (Mit welchen Dingen) Nutzen der Identifizierung
Logistik & Supply Chain Paletten, Behälter, Versandstücke (mit Barcodes oder RFID) Automatische Inventur, Verfolgung des Lagerbestands, Diebstahlschutz.
Automobil & Luftfahrt Einzelne Komponenten (Motorblöcke, Fahrwerksteile) (mit DMC) Lückenlose Rückverfolgbarkeit im Falle von Rückrufaktionen oder Sicherheitsmängeln.
Pharmazeutik Medikamentenpackungen (mit Seriennummern/Kryptocodes) Schutz vor Fälschungen (Serialisierung), Einhaltung von Sicherheitsstandards (EU-Fälschungsschutzrichtlinie).
Fertigungssteuerung Werkzeuge, Werkstücke, AGVs (mit RFID oder Kameras) Automatische Steuerung der CNC-Maschinen (Teil erkennt, welche Bearbeitung nötig ist), Kollisionsvermeidung.

Spezielles: Automatische Identifizierung (Auto-ID)

Der Begriff Auto-ID fasst alle Technologien zusammen, die eine Identifizierung ohne menschliches Zutun ermöglichen. Auto-ID ist der Motor der industriellen Automatisierung.

  • RFID (Radio Frequency Identification): Besonders wichtig in der Industrie, da die Tags ohne Sichtkontakt und auch durch Verschmutzung oder Farbe hindurch gelesen werden können. Sie ermöglichen das gleichzeitige Lesen vieler Objekte (Massenerfassung).

  • DMC (Data Matrix Code): Ein zweidimensionaler Code, der direkt auf das Produkt oder Bauteil gelasert oder gestempelt wird (Direct Part Marking). Er ist extrem robust und speichert mehr Informationen als ein herkömmlicher Barcode.

Auto-ID ermöglicht erst die nahtlose Kommunikation zwischen physischen Gütern und digitalen Systemen.


Bekannte Beispiele

  • Teileverfolgung im WIP (Work in Progress): In der Elektronikfertigung wird jeder Leiterplatte ein eindeutiger Barcode zugewiesen. Dieses ID wird an jeder Station gescannt, um zu dokumentieren, welche Prozesse durchgeführt wurden und welche Qualitätsdaten gesammelt wurden.

  • Smart Shelves in der Logistik: Lagerregale, die mit RFID-Lesegeräten ausgestattet sind. Sie identifizieren die RFID-Tags auf den Paletten und melden den aktuellen Lagerbestand automatisch und in Echtzeit an das Lagerverwaltungssystem.

  • Personal-Identifizierung: Mitarbeiter nutzen RFID-Karten oder biometrische Daten zur Identifizierung an Zeiterfassungsgeräten, Zutrittskontrollen oder Maschinenbedienfeldern.


Risiken und Herausforderungen

  • Datenkonsistenz: Das größte Risiko liegt in der Diskrepanz zwischen der physischen Realität (das Teil ist da) und den digitalen Daten (das System sagt, das Teil sei woanders). Ungenaues Scannen oder fehlerhafte Übertragung untergraben die gesamte Transparenz.

  • Umweltbedingungen: Hitze, Feuchtigkeit, Chemikalien oder mechanische Belastung in industriellen Umgebungen können die Informationsträger (Tags, Codes) beschädigen oder das Lesen unmöglich machen.

  • Sicherheits- und Datenschutz: Die Identifizierung von Personen oder hochsensiblen Gütern erfordert robuste Sicherheitsmechanismen, um Missbrauch der Daten oder unbefugten Zugriff auf Systeme zu verhindern.

  • Standardisierung: Die Wahl des richtigen ID-Standards (z.B. EAN, GS1, firmeninterne Codes) ist entscheidend, um die Interoperabilität entlang der gesamten Lieferkette zu gewährleisten.


Ähnliche Begriffe

  • Rückverfolgbarkeit (Traceability): Das Endziel der Identifizierung; die Fähigkeit, den gesamten Lebensweg eines Produkts anhand seiner ID nachzuvollziehen.

  • Serialisierung: Die Zuweisung einer eindeutigen Seriennummer zu jedem einzelnen Artikel; eine spezifische Form der Identifizierung.

  • Authentifizierung: Der Prozess, der nach der Identifizierung erfolgt und prüft, ob das identifizierte Objekt oder die Person berechtigt ist (z.B. "Ist dieser Mitarbeiter berechtigt, diese Maschine zu bedienen?").

  • Asset Tracking: Die Verfolgung des Standorts oder Zustands von hochwertigen, wiederverwendbaren Wirtschaftsgütern (Assets) mithilfe ihrer ID.


Empfehlungen

  1. Duales System (Visual + Auto-ID): Kombinieren Sie optische Codes (DMC) mit RFID-Technologie, um die Zuverlässigkeit zu maximieren. Falls RFID fehlschlägt, kann der optische Code manuell oder per Bildverarbeitung gelesen werden.

  2. Direktmarkierung (DPM): Wo möglich, die ID direkt auf das Bauteil auftragen, anstatt einen Aufkleber zu verwenden, um die Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Industriechemikalien und Abnutzung zu erhöhen.

  3. End-to-End-Datenvalidierung: Sicherstellen, dass die erfassten ID-Daten sofort mit dem führenden ERP- oder MES-System abgeglichen werden, um Inkonsistenzen in Echtzeit zu erkennen und zu beheben.


Zusammenfassung

Identifizierung ist der Prozess der eindeutigen Kennzeichnung und automatischen Erfassung von Objekten mittels Trägern wie RFID-Tags oder DMC-Codes, wodurch die physische Welt mit digitalen Systemen verknüpft wird. Sie ist eine Schlüsseltechnologie für Transparenz und Automatisierung in Branchen wie Logistik, Pharma und Fertigung. Besondere Bedeutung hat die Auto-ID, deren erfolgreiche Implementierung die Überwindung von Herausforderungen wie Datenkonsistenz, Umwelteinflüssen und Fälschungsschutz erfordert.

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