English: Lot Size Determination / Español: Determinación del Tamaño del Lote / Português: Determinação do Tamanho do Lote / Français: Détermination de la Taille des Lots / Italiano: Determinazione della Dimensione del Lotto
Die Losgrößenbestimmung ist ein zentraler Bestandteil der Produktions- und Beschaffungsplanung in der Industrie. Sie befasst sich mit der Ermittlung der optimalen Menge eines Produkts oder Teils (der Losgröße), die in einem Fertigungsdurchlauf produziert oder in einer Bestellung beschafft werden sollte, um die Gesamtkosten zu minimieren.
Allgemeine Beschreibung
Ein Los ist die Menge an Produkten, die in einem Produktionsgang ohne Unterbrechung der Fertigung hergestellt oder in einem Zug bestellt wird. Jede Umrüstung von Maschinen (bei Eigenfertigung) oder jede Bestellung (bei Fremdbeschaffung) verursacht fixe Kosten (Rüstkosten bzw. Bestellkosten), die unabhängig von der Menge des Loses anfallen. Gleichzeitig führen größere Lose zu höheren Lagerhaltungskosten, da mehr Produkte über einen längeren Zeitraum gelagert werden müssen.
Die Losgrößenbestimmung zielt darauf ab, ein Optimum zwischen diesen gegenläufigen Kosten zu finden:
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Rüstkosten / Bestellkosten: Fallen pro Los an. Je größer das Los, desto seltener muss gerüstet/bestellt werden, was die fixen Kosten pro Stück senkt.
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Lagerhaltungskosten: Steigen mit der Losgröße, da mehr Kapital im Lager gebunden ist und Kosten für Lagerplatz, Versicherung, Verderb etc. anfallen.
Das Ergebnis der Losgrößenbestimmung ist die optimale Losgröße, bei der die Summe aus Rüst-/Bestellkosten und Lagerhaltungskosten am geringsten ist.
Spezielle Anwendungen und Methoden
Die Losgrößenbestimmung wird in verschiedenen Bereichen der Industrie angewendet:
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Produktionsplanung: Ermittlung der effizientesten Produktionsmengen für Serien- und Sortenfertigung.
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Beschaffungsplanung: Bestimmung der optimalen Bestellmengen für Rohstoffe, Halbzeuge und Fertigprodukte.
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Lagerbestandsmanagement: Beeinflussung der Lagerbestände und der Kapitalbindung durch die Wahl der Losgröße.
Bekannte Methoden zur Losgrößenbestimmung umfassen:
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Andlersche Formel (Economic Order Quantity - EOQ): Eine klassische Formel zur Berechnung der optimalen Losgröße unter der Annahme eines konstanten Bedarfs und konstanter Kosten. Sie berücksichtigt Jahresbedarf, Rüst-/Bestellkosten und Lagerhaltungskostensatz.
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Dynamische Losgrößenverfahren (z.B. Wagner-Whitin-Verfahren): Diese berücksichtigen schwankende Bedarfe über einen Planungszeitraum und ermitteln eine Folge von Losen unterschiedlicher Größe.
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Losgröße 1 (Mass Customization): Ein Trend in der modernen Fertigung, bei dem Produkte individuell und in der kleinstmöglichen Losgröße (ein Stück) gefertigt werden, um maximale Kundenorientierung und Flexibilität zu erreichen. Dies erfordert jedoch hochflexible Produktionssysteme.
Anwendungsbereiche
Die Losgrößenbestimmung ist relevant für Unternehmen, die in der seriellen oder sortenreinen Fertigung tätig sind, sowie für alle, die Materialien oder Produkte beschaffen und lagern. Dazu gehören Branchen wie:
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Automobilindustrie
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Konsumgüterproduktion
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Chemieindustrie
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Pharmazeutische Industrie
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Logistik und Handel
Bekannte Beispiele
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Ein Automobilzulieferer muss entscheiden, wie viele gleiche Bauteile er in einem Durchlauf produziert, um die Rüstkosten für die Maschine und die Lagerkosten für die fertigen Bauteile zu optimieren.
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Ein Handelsunternehmen bestimmt die optimale Bestellmenge für ein bestimmtes Produkt, um die Kosten für die Bestellabwicklung und die Lagerhaltung in Einklang zu bringen.
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Ein Hersteller von Spezialmaschinen fertigt oft in Losgröße 1, da jede Maschine individuell nach Kundenwunsch gebaut wird, wodurch die Flexibilität maximiert wird, auch wenn die Rüstkosten pro Stück hoch sind.
Risiken und Herausforderungen
Das Management der Losgröße birgt auch Herausforderungen:
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Komplexität: Die Berechnung der optimalen Losgröße kann komplex sein, insbesondere bei schwankendem Bedarf, begrenzten Kapazitäten oder mehreren Fertigungsstufen.
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Annahmen der Modelle: Klassische Formeln basieren auf vereinfachten Annahmen, die in der Realität oft nicht vollständig zutreffen (z.B. konstanter Bedarf, konstante Kosten).
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Zielkonflikte: Das Ziel der Minimierung von Rüstkosten (große Lose) steht oft im Konflikt mit dem Ziel der Minimierung von Lagerkosten und Kapitalbindung (kleine Lose) sowie dem Wunsch nach hoher Flexibilität.
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Datenqualität: Für eine präzise Bestimmung sind genaue Daten zu Bedarf, Rüst-/Bestellkosten und Lagerhaltungskosten erforderlich.
Beispiel-Sätze
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Durch eine präzise Losgrößenbestimmung konnte das Unternehmen seine Lagerkosten um 15 % senken.
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Die Einführung der Losgröße 1 erforderte eine komplette Neuausrichtung der Produktionsprozesse.
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Die Andlersche Formel ist ein gängiges Werkzeug zur Berechnung der optimalen Losgröße.
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Eine zu große Losgröße führt zu einer unnötig hohen Kapitalbindung im Lager.
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Die Losgrößenbestimmung ist entscheidend für die Effizienz der gesamten Lieferkette.
Ähnliche Begriffe
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Losgröße: Die konkrete Menge eines Produkts in einem Fertigungs- oder Bestellvorgang.
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Optimale Bestellmenge (EOQ): Spezifischer Begriff für die optimale Losgröße im Beschaffungsprozess.
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Rüstkosten: Kosten, die durch das Einrichten oder Umrüsten einer Maschine entstehen.
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Lagerhaltungskosten: Kosten, die durch die Lagerung von Beständen entstehen.
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Kapitalbindung: Das im Lagerbestand oder in der Produktion gebundene Kapital.
Zusammenfassung
Die Losgrößenbestimmung ist ein entscheidendes Instrument in der Industrie, um die optimale Menge von Produkten zu ermitteln, die in einem Durchlauf produziert oder bestellt werden sollen. Ihr Ziel ist es, die Gesamtkosten zu minimieren, indem ein Gleichgewicht zwischen den fixen Kosten pro Los (Rüst-/Bestellkosten) und den variablen Lagerhaltungskosten gefunden wird. Sie ist relevant für die Produktions- und Beschaffungsplanung in vielen Branchen und hilft, Effizienz zu steigern, birgt jedoch Herausforderungen in Bezug auf Komplexität und Datenqualität.
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